Mut zur Verletzlichkeit

Newmoon Sister Circle….

Die letzten Vorbereitungen treffe ich noch, bevor es los geht… Sechs Frauen haben sich angemeldet… perfekt für meinen kleinen Raum. Ich liebe es den Raum schön herzurichten, ihn besonders zu gestalten, für diese zauberhaften Gäste.

Es ist beinahe alles fertig, als ich eine Nachricht einer Teilnehmerin bekomme, dass sie und ihre Freundin nicht dabei sein werden… Es trifft mich – es trifft mich sehr. Gerade erst war ich wieder eine Woche auf Korfu, an der Seite von Daniela Hutter, ihrem Yin Seminar, um dort gemeinsam mit ihr, Doris Müller und Barbara Auer zu wirken, im Kreise von wundervollen Frauen. Was mich wieder so berührte in dieser Woche, war diese unbeschreibliche Kraft, des gemeinsamen Unterstützens und füreinander da Seins.

Umso mehr trifft mich diese kurzfristige Absage. Ist doch das Thema dieses Sister Circles, Vergebung – der Schlüssel zur Freiheit. Wo es doch jede Frau braucht, um für jede einzelne gemeinsam das Feld zu halten. (..dachte ich…)

So bin ich also schon mitten drin im Thema… nicht, dass mir so etwas noch nicht passiert wäre, aber diesmal trifft es mich ganz anders als sonst… Ich habe mich verändert, ich bin verbindlicher geworden…
Meine Antwort-sms fällt sehr knapp aus, entspricht nicht meiner sonstigen sehr Raum gebenden, blumigen Kommunikation. Nicht unhöflich – aber auch nicht so verständnisvoll, wie man/Frau es von mir gewohnt ist.

Wie es mir dabei geht?

Es sind gemischte Gefühle, die ich erlebe. Einerseits fühle ich die Stimmigkeit meiner Worte mit meinem Erlebten, andererseits denke ich mir, dass genau diese Frau äußerst verbindlich und verlässlich ist – und das schon seit Jahren.
Ist diese Reaktion von mir nicht etwas überzogen? Nein – entscheide ich für mich. Für mich ist dies jetzt in diesem Moment das einzig Richtige. Und ich beschließe, alle Zweifel, ob ich wohl richtig handelte, nun auszuhalten – ganz bewusst!

Also nehme ich wieder zwei Sitzkissen aus dem Kreis, mache den Kreis etwas kleiner… mit mir sind wir nun zu fünft.

Ganz gegen meine sonstige Gewohnheit eröffne ich den Kreis heute mit meinem Schmerz. So lächerlich er auch zu sein scheint, (versucht mich mein Verstand nochmal umzustimmen), ich formuliere ihn dennoch, bemerke wie gut mir das tut. Nein – es geht nicht um die Frau – es geht um mich, um mein Erleben, um meinen Wert, um meine Verbindlichkeit zu mir selbst. Ich darf die Ent-täuschung fühlen, wahrnehmen, als genau das, was es ist – nicht mehr und nicht weniger. Ich komme zur Ruhe – kann mich nun ganz auf unser Miteinander einlassen – spüre die Offenheit und Bereitschaft der Frauen, sich dem Thema des heutigen Abends völlig hinzugeben. Es ist ein äußerst kraftvoller, tiefer und verbindender Sister Circle – für jede von uns.

Nachdem alle Frauen gegangen sind, spüre ich meine Erleichterung, ja meinen Dank mir selbst gegenüber einen neuen Weg zu gehen. Ich spüre die Kraft der Entscheidung, so gehandelt zu haben, bin dieser Frau dankbar für diesen Schritt, den ich durch sie gehen kann.

Am nächsten Morgen, läutet mein Telefon – ich komme zu spät… Doch am Display erkenne ich den Namen dieser Frau.
Kurz zögere ich – dann rufe ich zurück – ich atme tief ein und aus – sie hebt ab und entschuldigt sich nochmal dafür, dass sie gestern nicht gekommen ist. Sie beginnt es mir zu erklären, mit tiefster Offenheit erzählt sie mir, wie sie selbst zweifelte, ob sie nun kommen sollte oder nicht. Im Innerstes fühlte sie den Impuls, dass es besser wäre zu Hause zu bleiben. Erinnerte sie dieses Gefühl doch an eine Situation, die sie vor kurzem erlebte, als sie diesem Impuls nicht folgte… Höre auf die Stimme deines Herzens, kommt es mir bei diesen Worten in den Sinn. Ich kann sie verstehen, sehr gut verstehen und teile ihr das auch mit. Dann erkläre ich ihr meine Gefühle, meine Enttäuschung, und auch sie schenkt mir ihr vollstes Verständnis.

Wir bedanken uns gegenseitig für diese Offenheit, wie auch die Bereitschaft verletzlich zu sein.

Welch Geschenk wir uns doch sind.